Wunsch nach drei gelb-schwarzen Punkten unterm Weihnachtsbaum

Hoffenheim kann aktuell auf mehr Nationalspieler als der FC Bayern verweisen

Die Mitgliederversammlung der TSG 1899 Hoffenheim e.V., bei der in diesem Jahr keine Neuwahlen auf dem Programm standen, verlief wie erwartet sehr harmonisch. 494 Mitglieder, darunter 114 Stimmberechtigte, konnte Präsident Peter Hofmann im Staufersaal des Wieslocher Palatins begrüßen. Darunter auch die beiden Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH, Frank Briel und Dr. Peter Görlich, Cheftrainer Alfred Schreuder sowie die Profis Oliver Baumann, Stefan Posch und Robert Skov. Zudem waren viele Talente der TSG-Akademie, die komplette erste Frauen-Mannschaft sowie die elf TSG-Schiedsrichter anwesend.

Vereinspräsident Peter Hofmann bei seinem Jahresbericht

Kein Verständniss für Pfiffe, angesichts der hervorragenden Mannschaftsergebnisse

Bei seiner Begrüßungsrede attestierte Hofmann seinem Verein, dass er „ein fester Bestandteil des deutschen Fußballs sei und auf der Fußball-Weltkarte vertreten ist.“ Und dann ging er noch einen Schritt weiter: „Unsere Tradition hat andere Vereine mittlerweile überholt.“ Besonders stolz ist der Vereinsboss auf die jüngsten Erfolge des Gesamtvereins. Er würdigte die Leistungen der Frauen als aktuellem Bundesligazweiten hinter der Übermannschaft VfL Wolfsburg, das positive Abschneiden der jungen Truppe der U23 sowie der U19 und U17, die jeweils die Pole-Position in der Bundesliga Süd/Südwest einnehmen. Angesichts dieser Erfolge fand der Elektromeister für das Verhalten einiger Zuschauer beim letzten Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf, als diese bei der 1:0-Führung in der zweiten Halbzeit gepfiffen haben, überhaupt kein Verständnis: „Mit den Pfiffen trifft man auch die Verantwortlichen. Wir müssen uns nicht dafür entschuldigen, dass wir nach zehn Jahren Bundesliga noch eine Meisterschaft errungen haben. Pfiffe bei eigener Führung gegen die Mannschaft hat auch etwas mit Respekt zu tun.“

Aufmerksame Zuhörer, darunter auch die Geschäftsführer Briel und Dr. Görlich sowie Trainer Schreuder und einige Spieler.

Der Blick geht schon in Richtung Dortmund-Spiel

Nachdem Hofmann den hohen Stellenwert des Vereins unter dem Motto „TSG ist Bewegung“, der den Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Klimawandel in verschiedenen Projekten beinhaltet, hervorhob, verwies er voller Stolz darauf, dass der Verein 43 Nationalspieler bei Männern und Frauen aus verschiedenen Nationen hervorbringt. Dabei scheute er nicht den Vergleich zum Ligakrösus FC Bayern, der „nur auf 25 Nationalspieler kommt“. Vier der Hoffenheimer – Lena Lattwein und Nicole Billa vom Frauen-Team sowie Amadou Onana (U19) und Valentin Lässig (U17) aus der TSG-Akademie – wurden schließlich auf die Bühne gebeten, wo sie von Ralf Zwanziger (Leiter Frauenfußball) und Jan Zurheide (Medienabteilung TSG-Akademie) zu ihrer Förderung in Hoffenheim und ihren internationalen Erlebnissen befragt wurden. Zum Abschluss der Präsidentenrede wünschte sich Hofmann noch „drei gelb-schwarze Punkte unter dem Weihnachtsbaum“, wofür er lautstarken Applaus der Mitglieder erntete.

Jahresüberschuss in Höhe von 935.000 Euro

Eine positive Reaktion löste auch der Bericht des Wirtschaftsprüfers Jens Lehmann aus, der bei seinem Jahresbericht neben Investitionen in das Trainingsgelände und einen neuen Kunstrasenplatz von deutlich gestiegen Summen bei den Spenden und Zuschüssen sprach. So erwirtschaftete der Verein zum Stichtag 30. Juni 2019 einen Jahresüberschuss von fast 935.000 Euro. Nachdem Sinsheims OB Jörg Albrecht die Entlastung der Vorstandschaft beantragte, wurde diese einstimmig angenommen. Unter dem Tagesordnungspunkt „Berichte aus dem Vereinsgeschehen“ steuerte der Sportpsychologe Prof. Jan Mayer einen 20-minütigen, aber kurzweiligen Vortrag über die Arbeit seines Teams bei und erläuterte unterhaltsam, welchen Beitrag „die Psychos“ täglich leisten. Der Teampsychologe, der mit seiner Crew über 300 Mädchen und Jungs, Frauen und Männer betreut, sieht sich eher als jemanden im Hintergrund, einen "Undercover Agent, den man nicht sieht". Für Prof. Mayer sind im Sport Disziplin, Akribe und gegenseitige Unterstützung wichtige Eckpfeiler. Als große Herausforderung sieht er vielmehr "die schwierige Phasen, an denen man wächst, als die einfachen".

Keine Beitragserhöhung

Nach der Ehrung der Mitglieder für 25, 40 und 50 Jahre war noch einmal der Präsident an der Reihe, der zur Freude aller anwesenden Mitglieder verkündete, dass es zum neuen Jahr keine Beitragserhöhung gibt. Nach nur 90 Minuten war die kürzeste Mitgliederversammlung der jüngeren Vereinsgeschichte beendet. Die Mitglieder konnten sich danach im Foyer bei kostenlosem Verzehr noch untereinander austauschen oder sich mit den anwesenden Profispielern noch unterhalten. Cheftrainer Schreuder, der erstmals bei der TSG-Mitgliederversammlung anwesend war, sprach im Nachgang gegenüber bwa-sport.de von einer „kurzweiligen, sehr gelungenen Veranstaltung, die das harmonische Miteinander in der Vereinsfamilie deutlich machte“.

Fotos: Kraichgaufoto

Sportpsychologe Prof. Jan Mayer bei seinem Vortrag, Lockerer, interessanter Dialog, und Blick auf die Zuschauerplätze

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