Welcher neuer Besen kehrt besser? SVS zu Gast beim Club

6-Punkte-Spiel für Sandhausen in Nürnberg

Nach einem turbulenten Wochenbeginn bei den krisengebeutelten Zweitligaklubs SV Sandhausen und 1. FC Nürnberg kommt es am Samstag zum direkten Kräftemessen im Abstiegskampf, wenn der SVS um 13.00 Uhr im Max-Morlock-Stadion beim FCN gastiert. Nachdem sich der SVS bereits nach der 0:3-Heimniederlage und dem Absturz auf den letzten Tabellenrang am Sonntag von Cheftrainer Alois Schwartz getrennt hatte, folgte am Montag die Entlassung von Coach Markus Weinzierl beim 1. FC Nürnberg.

Beide Mannschaft mit neuen Trainern

Bereits kurz nach der Freistellung Weinzierls gaben die Franken bekannt, dass der Vorstand Sport und Ex-Trainer Dieter Hecking interimsweise bis Saisonende den Posten des Cheftrainers übernimmt, um den mit hohen Erwartungen in die Saison gestarteten Traditionsklub vor dem Sturz in die Drittklassigkeit zu bewahren. Zwei Stunden später wurde am Montag bekannt, dass der wie Hecking nicht minder erfahrene Tomas Oral der neue Chefcoach des SV Sandhausen ist und die Kurpfälzer ebenfalls vor dem Abstieg retten soll.

Janik Bachmann (li.) im Laufduell mit Nürnbergs Sadik Fofana

Zu Platz 13 sind es nur 3 Punkte

Bei noch 13 zu absolvierenden Spieltagen ist noch nichts verloren, und sollte Oral und seinem Team mit drei Punkten ein Überraschungscoup und ein Einstand nach Maß gelingen, könnten die Sandhäuser mit 22 Punkten zum aktuell Tabellendreizehnten aus Nürnberg gleichziehen und würden die Franken aufgrund des besseren Torverhältnisses sogar überholen. Umgekehrt können die Clubberer im nächsten „6-Punkte-Spiel“ den Kurpfälzern davonziehen.  

Trainerwechel war alternativlos

Nach dem bereits blutleeren Auftritt des SV Sandhausen in Düsseldorf brachten am vergangenen Sonntag 25:6 Torschüsse für die Gäste aus Karlsruhe sowie die abermals schlechtere Laufleistung und Passquote des Schwartz-Teams das Fass zum Überlaufen, sodass die Reißleine gezogen wurde und Alois Schwartz gehen musste. Ohne Zweifel hatte Schwartz gewichtige Anteile an der Etablierung des SVS in der 2. Liga von 2013 bis 2016 und dem Klassenerhalt im letzten Jahr, doch gegenwärtig „sahen wir uns gezwungen, Alu freizustellen und der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben“, so der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca, der zur Wahl des neues Coaches Oral, mit dem er beim FSV Frankfurt in einem Team spielte, erklärte: „Tomas ist bekannt dafür, kurzfristig mit einer Mannschaft Erfolg haben zu können, die nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzt.“

Sandhausens Christian Kinsombi (li.) im Zweikampf mit Christoph Daferner

Gute Balance zwischen Offensive und Defensive finden

Oral bei seinem Amtsantritt: „Wir müssen die Jungs in eine Verfassung bringen, in der sie wieder an sich glauben. Es gilt, eine klare Struktur zu schaffen und auf sowie neben dem Platz neue Reize zu setzen. Eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive ist wichtig.“ Im Gegensatz zum bisher meist angewandten 4-2-3-1 System bevorzugt Oral ein 4-4-2 System. Allem voran gilt es jedoch, eine Einheit auf den Platz zu bringen, nachdem nach der Heimpleite gegen Karlsruhe in der Kabine des SVS unter den Profis verbal die Fetzen geflogen waren, doch die Karten werden neu gemischt. Der 49-Jährige Oral will viele Einzelgespräche führen und gilt als emotionaler Trainer sowie Motivator, der den FSV Frankfurt schon vor dem Abstieg bewahrt hat und mit dem FC Ingolstadt unter anderem in den Relegationsspielen zur 2. Liga gegen den VfL Osnabrück erfolgreich war. Sandhausens bester Torschütze David Kinsombi, den Oral wie Mehlem in seiner Zeit als Coach des Karlsruher SC trainierte, fand sich im letzten Spiel auf der Bank wieder.

Hecking folgt auf Weinzierl

Krisenstimmung jedoch auch beim neunfachen Deutschen Meister 1. FC Nürnberg: Mit Markus Weinzierl wurde nach Robert Klauß bereits der zweite Trainer in der laufenden Saison von den Aufgaben entbunden. Nach der Einschätzung Weinzierls, dass die Qualität des Kaders überschätzt sei und man in dieser Zusammensetzung nicht viel mehr erreichen würde, brachte die 0:5-Schlappe beim 1. FC Heidenheim, bei der es den Heidenheimern durch viele Nürnberger Ballverluste leicht gemacht wurde, auch bei den Franken das Fass zum Überlaufen. Sportvorstand Dieter Hecking, der sich zunächst zwei Jahrzehnte als Spieler und anschließend zwei Jahrzehnte als Trainer einen Namen machte, zur Situation: „Die Mannschaft hat die letzten Spiele mutlos agiert und kann viel besser Fußball spielen. Da ich ihr gerade im fußballerischen Bereich mehr zutraue, empfand ich es als die beste Lösung, den Posten selbst zu übernehmen.“

Stammkräfte müssen ersetzt werden

Während Hecking beim Abstiegskrimi auf Außenverteidiger Valentini, der in Heidenheim die rote Karte sah, sowie Stammtorhüter Mathenia wegen einer Schulterverletzung, Handwerker wegen eines Kreuzbandrisses sowie Ex-Sandhäuser Danny Blum wegen Wadenproblemen verzichten muss, ist beim SV Sandhausen neben den Langzeitverletzten Höhn und Papela noch der Einsatz von Zenga wegen muskulären Problemen sowie Mehlem wegen einer Rippenprellung ungewiss.

Mögliche Aufstellungen:

FC Nürnberg: Vindahl – Gyamerah , Hübner, Schindler, Nürnberger – Flick, Tempelmann – Castrop, Möller Daehli – Duah, Daferner

SV Sandhausen: Drewes – Diekmeier, Dumic, Zhirov, Okoroji – Bachmann, Mehlem – D. Kinsombi, C. Kinsombi – Esswein, Al Ghaddioui

Fotos: foto2press

Chima Okoroji (li.) gegen Jens Castrop

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