Sandhausens Minimalisten haben sich erneut durchgesetzt

SVS wird nach einer außergewöhnlich schwierigen Saison Elfter

42 Punkte waren von Nöten, bis der endgültige Klassenerhalt am vorletzten Spieltag feststand. Am Ende belegt der kurpfälzische Zweitligist SV Sandhausen mit 43 Zählern in der Abschlusstabelle  Platz 11. Eine Platzierung mit der man in der mit Abstand kleinsten Gemeinde im Profifußball mehr als zufrieden sein kann, auch wenn das Saisonziel ein einstelliger Platz war. Trainer Kenan Kocak und sein Team haben aus den bescheidenen zur Verfügung stehenden Mitteln das Optimale herausgeholt.

Wenig Toralarm bei den SVS-Spielen

Ein Garant dafür, dass der SVS sich stets von den untersten Tabellenregionen fern hielt, war die bombensichere Defensive, die in 34 Partien nur 33 Treffer zuließ – Ligarekord! In zwölf Spielen stand dank der Betonabwehr hinten die Null – auch Ligarekord! Auf der anderen Seite stellten die Schwarz-Weißen mit 35 erzielten Treffern zusammen mit Aue und St. Pauli den ligaschwächsten Angriff. Dabei blieb die SVS-Offensive in elf Partien ohne Torerfolg – Liga-Negativrekord! Ausbaufähig sind auch die Zuschauerzahlen: Durchschnittlich 6.117 Besucher im schmucken BWT-Stadion am Hardtwald sind auch Liga-Negativrekord!

Auf seine erste Zweitligasaison kann Marcel Schuhen voller Stolz zurückblicken. Der SVS-Keeper kassierte die wenigsten Liga-Gegentreffer.

In fünf Partien reichten zwei Treffer zu acht Punkten

Rückblick auf die zweite Saisonhälfte:
Mit einem 0:0 beim Aufstiegsanwärter FC Ingolstadt startete der SVS ins Jahr 2018, und nach insgesamt acht Punkten aus den ersten fünf Partien schienen die Minimalisten aus der Kurpfalz bei einem Torverhältnis von 2:1-Toren den positiven Trend aus der Hinrunde fortsetzen zu können. Nach 23 Spieltagen wuchsen die Träume gar in den Himmel. Sandhausen war nach dem 1:0-Sieg in Kaiserslautern durch Försters spätes Tor nur zwei Punkte vom Dritten Holstein Kiel entfernt und rangierte auf Platz 4. Doch der Höhenflug sollte nicht anhalten, und trotz Spielen, in denen man dem Gegner mindestens ebenbürtig war, folgte eine fast schon gewohnte Frühjahrsdepression. Der Wechsel von Top-Scorer Lucas Höler in der Winterpause zum Bundesligisten SC Freiburg wog schwerer als zunächst angenommen.

Gislason folgte auf Höler

Aufgefangen wurde der Abgang Hölers durch die Verpflichtung des einzigen Winterpausen-Zugangs Rurik Gislason vom späteren Bundesligaaufsteiger 1. FC Nürnberg. Der Allrounder, der aufgrund Personalmangels zunächst in der Defensive zum Einsatz kam, konnte auch in der Offensive mit drei wichtigen Saisontoren zum späteren Klassenerhalt beitragen und sich durch gute Leistungen mit der WM-Teilnahme für die Nationalmannschaft Islands belohnen.

Außergewöhnliches Verletzungspech

Gekennzeichnet war die Saison von extremem Verletzungspech. Gleich acht Spieler fielen mit Knochenbrüchen teils Monate aus: Tim Kister (Mittelfußbruch), Ken Gipson (Wadenbeinbruch), Damian Roßbach und Philipp Klingmann (Schädelbrüche), Stefan Kulovits (Armbruch), Marcel Seegert (Augenhöhlenbruch), Robert Herrmann (Mittelfußbruch) und Tim Knipping (Unterschenkelbruch).

SVS-Kapitän Stefan Kulovits (re.) hat seinen Kontrakt am Hardtwald um ein weiteres Jahr verlängert.

Zeitweise fehlten sieben Defensivspieler

Hinzu kamen längere verletzungsbedingte Ausfälle von Torjäger Andrew Wooten, Eroll Zejnullahu und Korbinian Vollmann. Umso bemerkenswerter, dass die Kurpfälzer trotz dieser Ausfälle von allein sieben Defensivspielern am Ende die stärkste Defensive stellten. Fast schon zwangsläufig folgte eine Serie von elf Spielen im letzten Saisondrittel, in der nur eines gewonnen wurde. Dabei glänzte vor allem der vor der Saison von Hansa Rostock verpflichteten Marcel Schuhen zwischen den Pfosten. Er war der Garant war für den wichtigen 2:0-Auswärtssieg am 30. Spieltag beim MSV Duisburg.

Unbefriedigende Chancenverwertung - Ladehemmung bei Sukuta-Pasu

Aufgrund einer insgesamt eher unbefriedigenden Chancenausbeute ließ der SVS einige Punkte liegen. So konnte Stürmer Richard Sukuta-Pasu seinen sechs Saisontoren aus der Hinrunde kein weiteres in der Rückrunde folgen lassen, und die mit einigen Vorschusslorbeeren vor der Saison transferierten kreativen Mittelfeldkräfte Nejmeddin Daghfous und Philipp Förster waren an fünf bzw. sechs Saisontoren beteiligt, womit sie statistisch weiter unten anzusiedeln sind.

Kocak plädiert für mehr Wertschätzung

Dass Sandhausen vom Gesamtbudget betrachtet nicht auf Rosen gebettet ist, machte zuletzt Trainer Kocak nochmals deutlich: "Man muss hier auch mal die Bedingungen sehen. Das hat im Großen und Ganzen nichts mit der 2. Bundesliga zu tun. Die Plätze, auf denen wir trainieren, sind in einem sehr schlechten Zustand - das kriegen viele Leute gar nicht mit. Ich wünsche mir, dass die Jungs im Umfeld mehr wertgeschätzt werden, denn dass der SV Sandhausen in seine siebte Zweitliga-Saison geht, ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen uns das jede Woche und jede Saison aufs Neue beweisen.“

Wunsch nach konstant guter Saison

Die Erwartungshaltung dürfte dennoch ansteigen. Vielsagend meinte Denis Linsmayer nach seiner Vertragsverlängerung um vier Jahre: “Zu den jungen Spielern aus unteren Klassen, was weiterhin der Weg sein sollte, kann man auch den ein oder anderen gestandenen Spieler verpflichten, da sich der Verein in der Republik einen Namen gemacht hat. Ich hoffe, dass wir  in den nächsten Jahren mal eine konstant gute Saison spielen können.“

Fotos: BWA

SVS-Fankurve, Philipp Klingmann (2. v.r.) mit einer Torchance, SVS-Stürmer Rurik Gislason (li.) im Zweikampf, und Daghfous (li.) konnte in seiner ersten Saison beim SVS überzeugen

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