Pokalrevanche im Derby nach 27 Jahren

Rohrbach fliegt nach 0:2 in Steinsfurt aus dem Pokal

Lang, lang  ist es her. Am 14. September 1989 sorgte der damalige B-Ligist SV Rohrbach/S. beim um zwei Spielklassen höherspielenden Bezirksligisten TSV Steinsfurt durch einen Treffer von Jürgen Karolus in der 87. Minute für eine Pokalsensation. Der damalige Pokalschreck SV Rohrbach/S. musste sich darauf im Halbfinale, dem um vier Klassen höher spielenden Verbandsligaspitzenreiter VfB Eppingen, mit 1:3 geschlagen geben. Die lokale Rhein-Neckar-Zeitung titelte „SV Rohrbach mit bewundernswerter Leistung“.

Revanche nach 27 Jahren

27 Jahre später standen sich nun beide Kontrahenten erneut im Pokal-Achtelfinale in Steinsfurt gegenüber – jedoch mit ganz anderen Voraussetzungen. Die Gäste aus Rohrbach gingen als Meisterschaftsfavorit der Kreisliga gegen den noch ungeschlagenen A-Ligisten ins Spiel. Schnell wurde den zahlreichen Derbybesuchern klar, dass es dabei ganz schön zur Sache gehen wird. Steinsfurt begann bissiger, engagierter und setzte schon früh die erste Duftmarke. Nach einer Ecke köpfte Yannik Obländer mit Wucht an den rechten Torpfosten (5.). Beide Mannschaften lieferten sich enge Duelle im Mittelfeld, ohne dabei sich zwingende Torchancen zu erspielen.

Ein Rohrbacher bringt Steinsfurt in Führung

War es mit Karolus vor 27 Jahren noch ein Steinsfurter, der für Rohrbach zum Pokalsieg traf, war es nun ein Rohrbacher, der den TSV in Führung brachte. Nach einer Ecke waren sich SV-Keeper Stefan Scholl und ein Abwehrspieler bei einer weiten Hereingabe und der Rettungsaktion uneins, und Nutznießer Jörg Eiermann hatte keinerlei Mühe den Ball im leeren Tor zum umjubelten 1:0 Führung unter zu bringen (18.).
Die erste Gästechance bot sich Simon Dowalil, dessen Freistoß von halblinks den rechten Torpfosten streifte (23.). Während Rohrbach versuchte sich Spielvorteile zu erspielen, kamen die Gastgeber immer wieder durch gefährliche Konter in Tornähe. Bereits nach 25 Minuten musste SV-Coach Joachim Heger für den am rechten Oberschenkel verletzte Nils Ohlhauser Auswechselspieler Jan Niklas Weber bringen.

Eigentor bringt den TSV 2:0 in Führung

Nur sechs Minuten später dann das 2:0. Einen Freistoß von Benjamin Rippel lenkte Scholl an die Querlatte und Rohrbachs Thomas Münkel beförderte das Leder unglücklich beim Rettungsversuch kurz vor der Torlinie ins eigene Netz. Rohrbach erhöhte nun endlich das Tempo und erspielte sich einige gute Möglichkeiten. Die beste hatte Stürmer Emmanuel Häde, dessen 16 Meter Schuss Torhüter Oliver Wörns reflexartig aus dem Torwinkel fischte (40.). Dabei blieb es auch zur Halbzeitpause.

Wenig positives Halbzeitfazit

Das Fazit des verletzten Ohlhauser im Gespräch mit bwa-sport.de: „Wir spielen zwar gegenüber den letzten Wochen besser, lassen aber in der Offensive die letzte Konsequenz vermissen. Zwei unglückliche Gegentore spielten dem TSV voll in die Karten. Wenn wir hier noch etwas reißen wollen, müssen wir einen frühen Anschlusstreffer landen, ansonsten wird es eng.“ Ob der Mittelfeldspieler hier bereits eine Vorahnung hatte? Der TSV zog sich im zweiten Abschnitt zunehmend in die eigene Hälfte zurück, machte die Räume eng und ließ dem Gegner wenige Anspielstationen. SV-Trainer Heger: „Nur wenn wir ins Eins gegen Eins gingen, hatten wir einige gute Aktionen, ansonsten war vieles Stückwerk.“

Steinsfurt zieht sich zurück und macht die Räume eng

Steinsfurt verstand es geschickt Rohrbach nicht ins Spiel kommen zu lassen und setzte immer wieder mit seinen schnellen Stürmer Nadelstiche durch brandgefährliche Konter. Der SVR gingen nun mehr Risiko, drängten auf den Anschlusstreffer. Dieser bot sich nach einer Stunde, als Schiedsrichter Felix Arnold aus Mannheim, nach einer unübersichtlichen Aktion vor dem TSV-Tor, auf Strafstoß entschied. Doch bei Dowalil versagten die Nerven und er setzte den Ball gut und gerne zwei Meter übers Tor. Der unglückliche Schütze: „Eigentlich wollte ich links ins Ecke schießen, doch kurz vorm Schuss bin ich etwas ausgerutscht, dadurch in Rücklage geraten und habe so den Ball mitten übers Tor geschossen. So etwas ist mir in der Art noch nie passiert.“

Bezeichnend für die derzeitige Formschwäche

Doch es war irgendwie bezeichnend für das Auftreten der Rohrbacher, denen man die Formschwäche der letzten Wochen deutlich anmerkte. Rippel hatte kurz danach die endgültige Entscheidung auf dem Fuß, als er sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzte und in Torhüter Scholl seinen Meister fand (63.). Nur zwei Minuten später vergab auf der anderen Seite Häde eine sehr gute Möglichkeit, als er frei vor dem Tor das Leder, nach glänzender Vorarbeit von Dowalil, nicht unter Kontrolle brachte. Es war die entscheidende Phase, die letztendlich das Pokalmatch entschied.

Mit zunehmender Spieldauer prägten viele Unterbrechungen das Geschehen, wodurch beide Teams etwas den Faden verloren. Bei den Gastgebern schwanden zunehmend die Kräfte, was sie jedoch mit Willen und Kampf wegzustecken. Rohrbach war zwar bis zuletzt bemüht, konnte aber keine zwingenden Torchancen sich mehr erspielen. Entsprechend groß war die Freude bei den Gastgebern, als sie auch die fünfminütige Nachspielzeit unbeschadet überstanden und sich über den Derbysieg ausgelassen auf dem Spielfeld feierten. Der TSV trifft nun im Halbfinale auf den TSV Neckarbischofsheim, der sich gegen den TSV Kürnbach mit 11:10 nach Elfmeterschießen durchsetzte. Im zweiten Halbfinale stehen sich der VfB Eppingen 2 und der SV Gemmingen gegenüber.

„Wenn der Anschlusstreffer fällt, drehen wir das Spiel noch“

SV-Trainer Heger nach dem Abpfiff: „Uns ist in der letzten halben Stunde, wo wir viel riskiert haben und Steinsfurt stehend k.o. war, nicht gelungen daraus Kapital zu schlagen. Zwei unglückliche Gegentore haben uns relativ früh in Rückstand gebracht. Leider konnten wir den Auftrieb vom Auswärtserfolg, zwei Tage zuvor in Bad Rappenau, nicht in dieses Pokalspiel übertragen. Es fehlte oft an Durchsetzungsvermögen. Ich bin sicher, wenn uns der Anschlusstreffer gelungen wäre, hätten wir die Partie noch gedreht. So aber müssen wir uns jetzt auf das nächste Punktspiel am Sonntag zu Hause gegen Treschklingen konzentrieren und schnellstmöglich die Pokalpleite aus den Köpfen bekommen.“

Derby zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt

Für SV-Vorstand Wolfgang Mrasek kam diese Derby zu einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt: „Ich hatte schon im Vorfeld kein gutes Gefühl. Steinsfurt hat einen super Lauf, ist als Zweiter noch ungeschlagen, während wir seit Wochen unserer Form hinterher laufen. Am Ende war es ein verdienter Sieg.“

Steinsfurt ist die Pokalrevanche gelungen, auch wenn es 27 Jahre benötigte.

Fotos: BWA

Kein Durchkommen gegen die dichtgestaffelte TSV-Defensive, TSV-Trainer Holm Hentschke engagiert an der Seitenlinie, Endstation erneut bei Keeper Scholl, Häde vergibt in aussichtsreicher Position, SV-Kapitän Rico Unser klärt in höchster Not, ... drischt den Ball zwei Meter übers Tor, Dowalil läuft an zum Elfmeter und ..., Wörns lenkt einen Distanzschuss über die Latte, Torwart Scholl verhindert das 0:3, SV-Stürmer Häde kommt einen Schritt zu spät, TSV-Keeper Wörns entschärft einen Rohrbacher Torschuss, Typisches Überzahlspiel der Steinsfurter, SV-Keeper Scholl lenkt den Ball an die Latte, woraus kurz darauf das 0:2 resultierte, Kopfballduell, Rohrbach vergibt eine gute Möglichkeit, Kritischer Blick von SV-Coach Joachim Heger, Torjubel bei den Steinsfurtern, Die 1:0 Führung für den TSV, Immer brandgefährlich: TSV-Stürmer Jörg Eiermann, Rohrbachs Häde (re.) im Zweikampf, und ... setzt das Leder an den rechten Torpfosten

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