Nur mit der richtigen Einstellung ist bei den Sachsen etwas zu holen

Das besondere Duell: RB Leipzig gegen TSG Hoffenheim

Am 14. Bundesliga-Spieltag kommt es zum interessanten Duell zwischen RB Leipzig und der TSG Hoffenheim. Es ist gleichzeitig das erste Aufeinandertreffen zwischen RB-Coach Julian Nagelsmann und seinem Ex-Club Hoffenheim, für den er erfolgreich als Jugendtrainer und 3 ½ Jahre als Cheftrainer tätig war. Leipzig gegen Hoffenheim ist auch ein Duell zwischen Nagelsmann und Schreuder, die von Februar 2016 bis Dezember 2018 im Trainerteam eng zusammen gearbeitet haben. Für Schreuder, der bewusst etwas Brisanz rausnehmen möchte, ist das bevorstehende Auswärtsspiel ein völlig normales Bundesligaspiel – auf keinen Fall eines gegen den ehemaligen Cheftrainer. 

Es war zum zerreißen, dachte sich hier wohl TSG-Angreifer Jürgen Locadia gegen Düsseldorf

Lernprozess mit der Erwartungshaltung umzugehen

Zuletzt lief es nach einer Siegesserie nicht mehr rund bei den Kraichgauern. Für den Niederländer ein ganz normaler Entwicklungsprozess. „Es liegt nicht an der Qualität der Spieler, das ist reine Kopfsache. Die Erwartungshaltung ist, dass man hier so einfach die Spiele gewinnt. Das ist nicht realistisch.“ Fünf Siege in Folge haben die Erwartungen rasch ansteigen lassen. Schreuder sieht dies ähnlich: „Ja, das ist richtig, aber das ist unsere neue Entwicklung. Zwischen Sicherheit und Unsicherheit ist es bei den Jungs sehr eng. Das ist ein Lernprozess. Was wir fordern ist, dass die Spieler mutig auftreten, aber das ist noch nicht bei allen so.“

Gegen dominante Mannschaften ist es leichter

Der 47-Jährige Cheftrainer hofft am Samstag auf eine Trotzreaktion bei den Sachsen, die zuletzt einen tollen Lauf hatten. Gerade gegen die Top-Vereine taten sich die Blau-Weißen in der Außenseiterrolle zuletzt deutlich leichter, konnten eher reagieren statt agieren. Schreuder: „Für uns ist es einfacher, wenn wir gegen dominante Mannschaften spielen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Hoffenheim gegen Top-Mannschaften immer gut spielt. Das war diese Saison auch schon so, da hast du mehr Räume. So haben wir auch in München gewonnen.“ Es ist zu erwarten, dass die TSG auch gegen die Leipziger Torfabrik, die zuletzt 19 Mal in vier Spielen traf, mit einer defensiven Herangehensweise agieren und ihr Glück im Konterspiel suchen wird.

Ein nachdenklicher TSG-Trainer Alfred Schreuder am Spielfeldrand

Einige denkwürdige Resultate

Spannung ist im Duell der beiden Seriensieger garantiert: Die TSG ist seit fünf Auswärtsspielen ungeschlagen, konnte zuletzt drei Mal in Folge gewinnen. Leipzig siegte unterdessen vier Mal in Serie. In der vergangenen Saison konnten die Kraichgauer – noch unter Nagelsmann – nicht gegen die Sachsen gewinnen. Ein Remis und jeweils ein Sieg in der Liga sowie im DFB-Pokal ließen am Ende immer die Bullen jubeln. In der jüngsten Vergangenheit gab es zwischen Beiden einige denkwürdige Ergebnisse: Nachdem Leipzig bei seinem allerersten Bundesligaspiel in Sinsheim beim 2:2-Unentschieden den ersten Punkt entführte, gab es an gleicher Stelle ein Jahr später beim 0:4 die höchste Bundesligaklatsche. Noch schlimmer wurde es im Rückspiel, als die Nordbadener unter Nagelsmann mit 5:2 triumphierten.   

Statistisches Duell

Aus statistischer Sicht liegen die beiden Trainer fast gleichauf: Der RB-Coach, der in 166 Spielen für die TSG Hoffenheim einen Punkteschnitt von 1,65 Zählern erzielte, liegt nur knapp vor seinem Nachfolger, der in den bisherigen Saisonspielen auf 1,62 Zähler kommt.

Glück muss man sich erarbeiten

Für den bosnischen Nationalspieler in Reihen der Hoffenheimer Ermin Bicakcic ist die richtige Einstellung und das entsprechende Auftreten der Schlüssel zum Erfolg: „Wir müssen selbstbewusster, mutiger auftreten als in der zweiten Halbzeit gegen Düsseldorf, wo wir das Fußballspielen eingestellt haben. Wir hatten zu viele unnötige Ballverluste. Grundsätzlich haben wir die Qualität, wir müssen sie nur ganz einfach auf den Platz bringen. Das muss künftig besser werden.“ Von der Erfolgsserie lässt sich „Eisen-Ermin“ nicht blenden: „Vielleicht hatten wir in den letzten Spielen auch öfters etwas Glück, doch das muss man sich auch erarbeiten. Im letzten Spiel war uns das selbstverschuldet nicht gegönnt. Gegen Leipzig müssen wir mit dem Ball besser auftreten und die Qualität besser auf den Platz bringen. Dann haben wir auch dort eine Chance.“

Jeder muss sich hinterfragen und eine Reaktion zeigen

Innenverteidiger Stefan Posch fand nach dem Düsseldorf-Spiel deutliche Worte: „Wir müssen wieder einen Zahn zulegen und bessere Leistungen auf den Platz bringen. Jeder muss sich hinterfragen, ob das was er auf den Platz bringt reicht, um oben mitzuspielen. Jetzt können wir gegen Leipzig eine Reaktion zu zeigen und es besser machen. Es liegt nicht an der Einstellung, denn unter der Woche gibt jeder im Training Vollgas.“ Stürmerstar Andrej Kramaric warnt rechtzeitig: "Leipzig ist mit Bayern München die beste Mannschaft in der Bundesliga. Wenn wir so spielen wie zuletzt gegen Düsseldorf, wird es für uns ganz schlecht ausgehen."

Auch eine Kopfsache

Die teils selbstkritischen Aussagen aus dem Hoffenheimer Lager versprechen Positives. Man scheint den Ernst der Lage richtig erkannt zu haben und gewillt zu sein, die richtigen Schlüsse aus den letzten beiden glanzlosen Auftritten zu ziehen. Um in Leipzig bestehen zu können, ist eine deutliche Steigerung vonnöten – nicht nur in den Beinen, auch im Kopf. Schreuder und sein Trainerteam werden sich eine besondere Herangehensweise austüfteln, denn trotz aller Dementis wird es auch für sie ein ganz besonderes Prestigeduell gegen den ehemaligen Kollegen.

Fotos: Kraichgaufoto

Nagelsmann trifft erstmals als RB-Coach auf seinen Ex-Verein und Viel wird auch von der Torgefährlichkeit eines Kramaric (Mitte) ankommen

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