Kann Sandhausen gegen Werder Bremen den ersten Heimsieg feiern?

Bundesligaabsteiger aktuell nur Zweitliga-Mittelmaß

Zu einem Saisonhighlight empfängt der SV Sandhausen am Sonntag um 13.30 Uhr in der Zweitligapartie des 11. Spieltages den Bundesligaabsteiger SV Werder Bremen. Die Hanseaten sind in der Ewigen Tabelle der Bundesliga unverändert auf Platz 3 zu finden und dürften einige Zuschauer mehr an den Hardtwald locken, doch nach drei Niederlagen aus den letzten vier Ligaspielen sind die krisengebeutelten Norddeutschen aktuell nur Zweitliga-Mittelmaß.

Spielerisch noch Luft nach oben

Beim SV Sandhausen hingegen ist nach drei Spielen unter Alois Schwartz schon ein stückweit mehr die altbekannte Handschrift des neuen alten Coaches zu erkennen, auch wenn spielerisch noch einiges im Argen liegt und man im Spiel nach vorne noch einiges schuldig bleibt. 16:4 Torschüsse und 67:33 % Ballbesitz für Hansa Rostock beim Unentschieden der Sandhäuser im hohen Norden verdeutlichen dies. Von den Sandhäuser Stürmern Pascal Testroet, Daniel Keita-Ruel und Charlison Benschop ist Testroet mit 31 Jahren hierbei der „Jüngste“, doch es fehlt auch an Kreativität aus dem Mittelfeld.

SVS-Coach Alois Schwartz gibt Anweisungen an seine Spieler

Schwache Heimbilanz

Doch der SVS zeigte sich defensiv kompakter wie zuletzt, rehabilitierte sich in kämpferischer Hinsicht und will auch das heimische Publikum gegen Werder versöhnen, nachdem es im bisherigen Saisonverlauf aus den fünf dürftigen Heimauftritten nur einen Punkt zu holen gab. Schwartz zeigte sich nach dem von ihm selbsternannten „Systemabsturz“ beim 1:6 gegen Darmstadt schon zufriedener nach dem Spiel bei Hansa: „Wenn man sieht, was in Rostock los war mit dem 12. Mann auf der Tribüne, muss man erstmal so dagegenhalten, wie wir es getan haben.“ Sichtlich gut tat den Kurpfälzern die Rückkehr der Routiniers Dennis Diekmeier und Tim Kister in die Startelf, was sich auch darin zeigte, dass nach Kisters verletzungsbedingter Auswechslung kurz nach der Halbzeit etwas die Souveränität verloren ging. Es bleibt abzuwarten, ob Kister und der wegen einer Erkältung für das Spiel in Rostock ausgefallene Janik Bachmann wieder Kandidaten für die Anfangself sind.

Schmerzhafter Abstieg

Der SV Sandhausen trifft das erste Mal überhaupt auf den SV Werder Bremen, der mit Ausnahme der Spielzeit 1980/81, in welcher der sofortige Wiederaufstieg gelang, immer in der 1963 gegründeten Bundesliga spielte. In den Jahren 2008 bis 2012, als die Vereine noch Welten trennten, duellierte sich der SVS in der 3. Liga mehrere Male mit der U23 von Werder Bremen. Der zweite Abstieg in die 2.  Liga nach 1980 war schmerzhaft für den vierfachen Deutschen Meister, sechsmaligen DFB-Pokalsieger sowie Europapokalsieger der Pokalsieger 1992 aus der Hansestadt Bremen, doch es war ein schleichender Prozess, der sich abzeichnete. Überteuerte Verpflichtungen von Spielern durch den ehemaligen Werder-Profi und in der Kritik stehenden jetzigen Sportchef Frank Baumann auf der einen Seite sowie fehlenden Einnahmen in der Pandemie, die Werder besonders trafen, sorgen für Verbindlichkeiten von über 60 Millionen Euro.

Enttäuschte Gesichter wie bei der letzten Heimniederlage gegen Darmstadt 98 soll es gegen Bremen nicht mehr geben. Von links: Cebio Soukou, Patrick Drewes, Bashkim Ajdini und Immanuel Höhn.

Ducksch eine Belebung im Sturm

Durch den Abstieg sanken die Gehälter der Profis um die Hälfte, weswegen es die logische Folge war, Leistungsträger wie Augustinsson, Eggestein, Möhwald, Rashica und Sargent und damit fast das komplette Mittelfeld abgeben zu müssen und Ablösesummen zu erzielen. Durch die unter anderem elf Millionen Euro Ablöse für Rashicas Wechsel zu Norwich City war etwas Spielraum da, der für den mit viel Zweitligaerfahrung ausgestatteten Torjäger Marvin Ducksch reinvestiert wurde. Bei vier Toren und zwei Vorlagen in sechs Spielen hat Ducksch seine Klasse bereits unter Beweis gestellt, die ersten vier Saisonspiele stürmte er vor seinem Wechsel noch für Hannover 96.

Neuaufbau mit Anfang

Ebenfalls mit viel Zweitligaerfahrung ausgestattet ist der neue Trainer Markus Anfang, der für den Neuaufbau vom Ligakonkurrenten Darmstadt 98 losgeeist wurde, als Stabilisatoren für die Defensive Lars Lukas Mai und Nicolai Rapp aus Darmstadt mitbrachte und gut zu Bremens Spielphilosophie passt. Bester Vorbereiter mit vier Torvorlagen ist das Bremer Eigengewächs Niklas Schmidt, der nach Ablauf seiner Leihe vom VfL Osnabrück nach Bremen zurückkehrte. Am letzten Tag der Transferperiode wurde mit Flügelflitzer Mitchell Weiser noch ein hochkarätiger Zugang an Land gezogen, der bis Saisonende von Bayer Leverkusen ausgeliehen ist.  Anfangs Vorstellung von einem aktiven Fußball im 4-3-3 System mit einem Sechser, zwei Achtern, zwei Außenspielern und einem Stürmer wurde teils schon gut in die Tat umgesetzt, doch bei einer Vielzahl an Chancen ist die Chancenverwertung ausbaufähig.

„Wiederaufbau vor Wiederaufstieg“

Einem überzeugenden Heimsieg gegen Heidenheim folgte beim Spiel in Darmstadt die zweite Auswärtsniederlage in Folge bei Anfangs bitterer Rückkehr zu seinem Ex-Verein: „Wir gewinnen 3:0, wir verlieren 0:3. Es ist ein Auf und Ab. Ja, wir haben eine entwicklungsfähige Mannschaft, aber wir müssen uns auch mal entwickeln“. Zum Saisonziel sagte der Coach: „Wiederaufbau vor Wiederaufstieg“. Wie schwierig die Rückkehr in die Bundesliga wird, stellt bereits der große norddeutsche Erzrivale Hamburger SV unter Beweis. An der Weser herrscht derzeit, nicht nur wegen der aktuellen Sturmböen, ohnehin ein raues Klima. Nach der Niederlage in Darmstadt gerieten Stürmer Niclas Füllkrug und der Leiter Scouting und Profifußball Clemens Fritz aneinander. Nachdem Füllkrug dabei mehrfach ausfällig wurde, hat ihn der Verein für drei Tage freigestellt und ihm eine Geldstrafe aufgebrummt.

Anschluss nicht verlieren

Beim SV Sandhausen wären in der aktuellen Situation drei Punkte besonders wichtig, um wieder einen Anschluss ans Mittelfeld zu bekommen. Glück für den SVS, dass Ingolstadt und Aue im Tabellenkeller noch unbeständiger sind und bisher kaum gepunktet haben.

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Drewes – Diekmeier, Kister (Höhn), Zhirov, Okoroji – Bachmann, Ritzmaier – Esswein, Sicker – Keita-Ruel, Testroet
Werder Bremen: Zetterer – Mbom, Mai, Veljkovic, Friedl – Gruev – Rapp, Schmidt – Weiser, Schmid - Ducksch

Fotos: foto2press (3), Kraichgausport und Kraichgaufoto

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