Hoffenheim scheitert am vielbeinigen Bremer Abwehrbollwerk

Pokal-Aus bereits in Runde 2

Für die TSG Hoffenheim ist bereits in der 2. DFB-Pokalrunde Endstation. Die Kraichgauer verloren unglücklich mit 0:1 beim Ligakonkurrenten SV Werder Bremen. Das Team vom Alexander Nouri überraschte trotz Heimspiel mit einem Bollwerk, in dem acht Defensivspieler dem Gegner wenig Raum und Torchancen zu lies. Die TSG hatte zwar die klareren Tormöglichkeiten, doch die Hanseaten waren in der Chancenverwertung deutlich effektiver. Ishak Belfodil erzielte in der 31. Minute aus kurzer Distanz nach einer Ecke sein erstes Pflichtspieltor für Grün-Weiß. Trotz effektiverem Spiel mit deutlich optischer Überlegenheit gelingt es „Hoffe“ nicht, einen Treffer zu landen. Dem Team von Trainer Julian Nagelsmann fehlt es trotz 16:6 Torschüssen an Effektivität, Kaltschnäuzigkeit und Cleverness. Gegen die leidenschaftlich mit Mann und Maus verteidigenden Werderaner fanden die Blau-Weißen in der 94-minütigen Abwehrschlacht kein geeignetes Mittel, um erfolgreich zu sein. Der Werder-Pokalrekord hält somit weit an: Nach 36-Pokal-Heimsiegen ist man seit 1988 unbesiegt.

Zwei mögliche Strafstösse und zwei Mal stand das Aluminium im Weg

Dass es am Ende beim glücklichen Sieg blieb, verdanken die Gastgeber auch dem hamburger Schiedsrichter Stieler, der in zwei stritten Situationen den Gästen jeweils einen Strafstoß verweigert. In der 17. Minute brachte Garcia Gegenspieler Demirbay im Fünfmeterraum regelwidrig zu Fall, und in der 55. Minute trifft Moisander den einschussbereiten Uth am Fuß und verhindert so einen möglichen Treffer. In ihren beiden größten Ausgleichschancen stand den Hoffenheimer jeweils die Querlatte im Weg. Zunächst traf Kramaric mit einem Freistoß das Aluminium (52.) und in letzter Sekunde lenkte SVW-Keeper Pavlenka einen Kopfball aus kurzer Distanz reaktionsschnell an die Latte(90.+3). Für Bremen war es nach fünf Unentschieden und vier Niederlagen der erste Pflichtspielsieg der Saison.
Den 200 mitgereisten Hoffe-Fans stieß die bittere, unnötige Pokalniederlage ganz besonders auf.

Stimmen zum Spiel:

Julian Nagelsmann (TSG-Trainer): Wir haben den Gegner ähnlich erwartet, vielleicht nicht gerade mit vier Außenverteidigern in der Startelf. Sie standen demnach sehr tief, haben sehr auf Standards und Konter gesetzt. In den ersten paar Minuten hatten sie ein, zwei gefährliche Situationen. Aber eigentlich müssen dann wir in der siebten, achten Minute in Führung gehen. Wir haben gut ausgespielte Großchancen, die wir leider nicht verwandeln. Anschließend hatten wir das Spiel auch deutlich besser im Griff. Wir haben es jetzt in der ersten Halbzeit nicht überragend gemacht, waren aber deutlich besser als der Gegner. In der zweiten Hälfte waren wir dann sehr gut. Zwei Lattenschüsse, zwei gute Chancen, die wir einfach nutzen müssen. Wir haben zwei klare Elfmeter nicht bekommen. Wir sind total unverdient ausgeschieden.“ 

Alexander Nouri (Werder-Coach): „Der stärkste Spieler war wieder einmal der "Fan". Alle Werderaner haben von der ersten Minute an uns geglaubt und uns unheimlich über die gesamte Spieldauer getragen. Natürlich wussten wir, dass die TSG eine fantastische Mannschaft hat. Die Spieler haben eine hohe individuelle Qualität. Sie sind sehr gut in der Spielkontrolle und haben stets viel Ballbesitz. Dementsprechend wollten wir aus der Kompaktheit spielen, wenig Raum bieten, das Zentrum verdichten, kurze Abstände haben. Wir haben wenig zugelassen und unheimlich viel Aufwand betrieben. Wir haben gefightet. Am Ende haben wir mit einer überzeugenden Mannschaftsleistung diesen Sieg erzwungen.“

"Der Videobeweis hätte uns wahrscheinlich geholfen"

Alexander Rosen (TSG-Manager): „Man muss als guter Verlierer dem Gegner gratulieren. Aber wenn ich an das Spiel denke, dann hat das nichts mit Fußball zu tun. Das ist eine absolute Enttäuschung, da sind die Bälle nur nach vorne geschlagen worden. Wir versuchen, zu spielen und werden diesen Ansatz so auch fortführen. Wir haben heute kein Glück gehabt, zwei Lattentreffer, mindestens ein Elfmeter kann man geben. Aber das ist so, das soll nichts gegen den Schiedsrichter sein. Da hätte der Videobeweis wahrscheinlich heute geholfen. Das ist wirklich eine große Enttäuschung. Wir hatten in Rasgrad mit einer angeschlagenen Truppe ein schwaches Spiel gemacht, das ist dann am Ende okay. Heute müssen wir dieses Spiel einfach gewinnen. Wir dominieren total, und blöderweise macht der Gegner ein Standardtor, das müssen wir besser verteidigen. Aber das gehört zum Fußball dazu. Wir müssen unseren Ansatz weiterverfolgen.“

"Bremen parkt den eigenen Bus vor dem Tor"

Mark Uth (TSG-Stürmer): „Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, hatten viel Ballbesitz und haben uns auch ein, zwei Chancen rausgespielt. Wenn ich an die Chance von Kerem denke, wo er geblockt wird - das kann auch anders ausgehen. Und dann kriegst du ein dummes Gegentor nach einem Standard. Da kann man dann eigentlich noch zurückkommen. In der zweiten Halbzeit haben wir alles versucht, aber es hat nicht sollen sein. Wenn man den eigenen Bus vor dem Tor parkt, dann wird es schwierig, das war schlau gemacht von Bremen. Meine Chance war ein Elfmeter, bin ich der Meinung. Er trifft mich, sonst schieße ich ihn normal rein. Das ist das Schöne: Man kann das wieder ausbügeln in drei Tagen. Wir spielen zu Hause gegen Mönchengladbach, und wir wollen dort ungeschlagen bleiben und die drei Punkte dabehalten.“

"Ich kann mir nicht erklären, dass man mit so vielen Chancen nicht gewinnt"

Kerem Demirbay (TSG-Spielmacher): „Die Enttäuschung ist groß. Für uns ging es heute darum, weiterzukommen. Ich bin ehrlich: Ich kann mir nicht erklären, dass man mit so vielen Chancen, wie wir sie hatten, hier nicht gewinnt. Es hätte zwei klare Elfmeter für uns geben müssen. Es ist sehr bitter, dass wir dieses Spiel verloren haben. Natürlich hat der Gegner auch gekämpft, sich hinten reingestellt, alles reingeworfen, was in deren Macht stand. Glückwunsch an den Verein Werder Bremen. Es war heute nun einmal ein Spiel im K.o.-System - beide Mannschaften wollten gewinnen. Wir müssen unsere Chancen einfach besser nutzen. Bei so vielen guten Möglichkeiten und so viel Ballbesitz auf unserer Seite, geht es einfach nicht, dass Werder Bremen gewinnt. Ich bin schon sehr wütend.“

Foto: Kraichgaufoto

Artikel teilen

WERBUNG