Gelingt dem SVS gegen die „Mannschaft der Stunde“ der erste Heimsieg 2023?

Sandhausen empfängt den FC St. Pauli

Die Formkurve des Zweitligisten SV Sandhausen zeigt eindeutig nach oben, was auch auf die offensivere Spielweise unter Neu-Trainer Tomas Oral zurückzuführen ist. Doch trotz der guten Vorstellung des SVS beim 2:2 in Kaiserslautern ernährt sich das Eichhörnchen bei 21 Punkten auf der Habenseite nur mühsam, und aus den verbleibenden zehn Partien dürften noch gut 15 Punkte vonnöten sein, um den Abstiegsplätzen bzw. dem Relegationsplatz zu entgehen.

Konkurrenz punktet fleißig

Da die Konkurrenz kräftig punktete, sind die Kurpfälzer gar wieder auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht, und im Heimspiel des 25. Spieltages am Sonntag um 13.30 Uhr, wenn der formstarke FC St. Pauli vor der Länderspielpause am Hardtwald gastiert, kann die Zielsetzung trotz der Schwere der Aufgabe nur drei Punkte lauten. Bei vier Siegen, vier Unentschieden und zwei Niederlagen haben die Sandhäuser eine positive Heimbilanz gegen die Hamburger, denen zuletzt sieben Siege in Folge gelangen.

SVS-Kapitän Dennis Diekmeier (li.) mit Zweikampf mit Kiels Philipp Sander

Duell mit ehemaligen Trainern

Brisant, dass zwei der größten Konkurrenten im Abstiegskampf von zwei ehemaligen SVS-Trainern gecoacht werden. So rangiert Eintracht Braunschweig mit Trainer Michael Schiele nach zuletzt fünf sieglosen Spielen mit 22 Punkten einen Zähler vor dem SVS. Arminia Bielefeld mit dem neuen in Sandhausen ebenfalls bestens bekannten Coach Uwe Koschinat bescherte seinem neuen Trainer mit dem 3:1 gegen Tabellenführer Darmstadt 98 einen Einstand nach Maß, womit die Bielefelder dem SVS auf drei Punkte Vorsprung davongezogen sind.

Spannender Abstiegskampf

Zwei Zähler Rückstand hat das Oral-Team auf Relegationsplatz 16, da auch Jahn Regensburg mit einem Auswärtssieg bei Holstein Kiel überraschte. Es bleibt abzuwarten, ob sich im Abstiegskampf ähnlich wie vor zwei Jahren beim dramatischen Finale ein Schnecken- oder doch eher ein Eichhörnchenrennen unter den Rivalen anbahnt.

Sturmflaute bessert sich

„Wir müssen weiter hart arbeiten, dann werden wir irgendwann auch belohnt dafür“, gab Sandhausens Schütze des ersten Tores in Kaiserslautern Ahmed Kutucu als Marschroute aus. Die Sturmflaute scheint sich zum Saisonfinale zu bessern: Kutucu erzielte sein zweites Saisontor, Franck Evina traf im zweiten Spiel in Folge. Dabei agierte der SVS im Hexenkessel Betzenberg auf Augenhöhe mit dem FCK und konnte bei einem ausgeglichenen Chancenverhältnis ein Plus in der Zweikampfquote von 58:43 % verzeichnen, was eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Beginn der Rückrunde darstellt.

Co-Trainer Gerhard Kleppinger im Gespräch mit Cheftrainer Tomas Oral

Strittige Entscheidungen

Doch wie schon gegen Kiel fielen Entscheidungen des Video Assistant Referees (VAR) gegen den SVS aus, was Präsident Jürgen Machmeier erneut erzürnte: „Wir müssen im Moment gegen unglückliche Schiedsrichterentscheidungen ankämpfen. Aber die Mannschaft zeigt, sie lebt. Es ist eine ganz andere Intensität drin.“ Ein Strafstoß für die Kurpfälzer in Kaiserslautern wäre durchaus berechtigt gewesen, während dem Ausgleichstreffer der Pfälzer eine Abseitsstellung vorausging, und so waren drei Punkte für den SVS durchaus im Bereich des Möglichen.

Hoffen auf den ersten Heimsieg

Der erste Heimdreier der Rückrunde soll nun im Spiel gegen den FC St. Pauli her, bei dem Trainer Oral auf die Rückkehr von Abwehrchef Aleks Zhirov hofft, der in Kaiserslautern wegen eines grippalen Infekts fehlte wie Joseph Ganda wegen einer Knieprellung.

Mannschaft der Stunde

Der FC St. Pauli stellt allerdings nach einer enttäuschenden Hinrunde aktuell die Mannschaft der Stunde in der 2. Liga. Anfang Dezember musste Cheftrainer Timo Schultz nach Beendigung der Hinrunde auf Platz 15 seinen Platz räumen und der bisherige Co-Trainer St. Paulis Fabian Hürzeler übernahm. Der erst 30-Jährige Deutsch-Schweizer Hürzeler bereitete fortan die Kiezkicker in der langen Winterpause auf die Rückrunde vor und feierte ein sensationelles Debüt als Cheftrainer. Mit sieben Siegen in den bisherigen sieben Spielen des Jahres 2023 gelang der Sprung von Rang 15 auf Platz 7 der Tabelle und wurde der vereinsinterne Rekord überboten.

Defensive Stabilität

Ein großer Baustein für den gegenwärtigen Erfolg ist eine defensivere Stabilität, die in dem bevorzugten 3-4-3 System unter Hürzeler im Vergleich zum vorher praktizierten 4-4-2 System Einzug hält. Hürzeler: „Die Gier nach Siegen darf nie flöten gehen, auch wenn wir mal keine Serie haben.“

Paqarada auf dem Sprung in die Bundesliga

Linksaußen Leart Paqarada: „Er und sein Trainerteam arbeiten verdammt hart für das, was gerade passiert.“ Der in Sandhausen bestens bekannte Paqarada spielt eine weitere überzeugende Saison, hat über seine Außenbahn bereits sechs Tore vorbereitet und wird den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen. Nach sechs Jahren beim SVS spielte er die letzten drei Jahre bei den Kiezkickern und wird zur neuen Saison zum 1. FC Köln wechseln. St. Paulis erfolgreichster Torschütze ist Lukas Daschner mit sechs Treffern vor dem australischen WM-Teilnehmer Jackson Irvine mit fünf Toren.

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Drewes – Diekmeier, Zhirov, Höhn, Okoroji – D. Kinsombi, Zenga – Esswein, C. Kinsombi – Evina, Kutucu
FC St. Pauli: Vasilj – Medic, Smith, Mets – Saliakas, Irvine, Hartel, Paqarada – Metcalfe, Daschner, Afolayan

Fotos: foto2press

Aleksandr Zhirov

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