„Es waren ereignisreiche Jahre“

Dietmar Hopp blickt auf die letzten 10 Jahre Hoffenheimer Bundesligazugehörigkeit zurück
Am 16. August 2008 absolvierte die TSG Hoffenheim ihr erstes Bundesligaspiel. In einem aktuellen Interview blickt TSG-Mäzen und Gesellschafter Dietmar Hopp zurück auf ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahrzehnt Erstligafußball beim Kraichgauer Dorfverein. Dieses Interview ist ein Auszug aus dem Film „TSG Hoffenheim: 10 Jahre Bundesliga“, der im Sommer erscheinen wird.

Eine atemberaubende Zeit

Die TSG kann auf zehn bewegende Jahre in der Bundesliga zurückblicken. Woran müssen Sie zuerst denken, wenn Sie hören ‚TSG Hoffenheim – zehn Jahre in der Bundesliga‘?
Dietmar Hopp: „Es ist atemberaubend, wie schnell die Zeit vergangen ist und wie ereignisreich diese Jahre für die TSG waren.“

Dietmar Hopp ist der Vater des Hoffenheimer Erfolgsmärchens. Ohne den Mäzen würde es keinen Bundesligafußball im Kraichgau geben.

Aus dem Traum Oberliga wurde jetzt die Champions League

Mit welchem Gefühl blicken Sie auf diese vergangenen zehn Jahre?
Dietmar Hopp: "Insgesamt bin ich sehr stolz, dass das, was ich mir damals vor zwölf Jahren vorgenommen habe, funktioniert hat. Die Bundesliga war die Krönung unserer Bemühungen, die schon in den 90er Jahren ihren Anfang fand, als ich damit begonnen hatte, die Jugend der TSG zu fördern. Unser Traum war ja damals mit der Herrenmannschaft in der Oberliga zu spielen. Daraus ist sogar die Regionalliga geworden. Parallel dazu haben wir in Hoffenheim eine Jugendarbeit aufgebaut, die sehr erfolgreich war. Das hat dazu geführt, dass die A-Jugend relativ rasch in die Bundesliga aufgestiegen ist und auch die B- und C-Jugend in den höchsten Klassen gespielt haben, die es damals gab. Daraus hat sich ein Luxus-Problem ergeben, weil wir Talente hervorgebracht haben, die bei uns nicht mehr zu halten waren."

Der erste Bundesligasieg in Cottbus war eine Sensation

Deshalb sollte die Herrenmannschaft als Ziel für die Jugendspieler dienen. Dies gelang eindrucksvoll mit Aufstiegen bis in die Bundesliga. Das erste Spiel in Cottbus – wie haben Sie das erlebt?
Dietmar Hopp: "Ich war nicht persönlich dabei, aber Energie Cottbus hatte im Jahr zuvor eine gute Saison gespielt und war ein beachtenswerter Gegner. Dazu mussten wir in unserem ersten Bundesligaspiel auswärts antreten. Ich habe mir ein Unentschieden gewünscht und wir haben 3:0 gewonnen. Das war eine Sensation."

Der Ärger von Uli Hoeneß war eine Auszeichnung für die TSG

Diese Premieren-Saison hatte viele besondere Momente. An welchen erinnern Sie sich heute noch gerne?
Dietmar Hopp: "Das Heimspiel gegen den Hamburger SV am 9. Spieltag war etwas Besonderes. Hamburg kam damals als Tabellenführer nach Mannheim (Anm. d. Red.: Im Mannheimer Carl-Benz-Stadion absolviert die Mannschaft die Heimpartien der Vorrunde der Saison 2008/2009.) und hat 3:0 gegen uns verloren. Ähnlich ging es auch Borussia Dortmund, die wir mit 4:1 besiegen konnten. Die Spitzenklubs hatten in jener Saison große Probleme mit Hoffenheim. Auch das Spiel beim FC Bayern bleibt mir natürlich immer in Erinnerung. Kurz vor dem Ende der Partie habe ich schon Nachrichten bekommen, in denen mir zum Unentschieden gratuliert wurde. Doch dann hat Luca Toni, dieser Fuchs, das Ding noch versenkt – völlig unglücklich und ärgerlich für uns. Es war trotz allem eine Werbung für Hoffenheim und eine Auszeichnung, dass sich Uli Hoeneß danach fürchterlich über die TSG aufgeregt hat. (lacht)"

Originelle Choreographie der TSG-Fans: Dietmar Hopp und Dietrich Mateschitz duellieren sich nach dem Motto "Tradition schlägt jeden Trend" vor dem Spiel 1899 Hoffenheim gegen RB Leipzig.

Rangnick hat hervorragend Arbeit geleistet

Deutschlandweit wurde vom Spielstil der TSG Hoffenheim geschwärmt.
Dietmar Hopp: "Ralf Rangnick war ein hervorragender Trainer und Motivator und hat von der Regionalliga an eine ehrgeizige Strategie aufgebaut und einen Spielstil eingebracht, der damals völlig neu war. Der Offensivfußball und das Pressing waren schon begeisternd anzusehen."

Das Wunder von Dortmund

Auch sicherlich eine schöne Erinnerung: In der Saison 2012/2013 kam es zum sogenannten "Wunder von Dortmund"…
Dietmar Hopp: "Es war eine wundersame Rettung. Am letzten Spieltag in Dortmund waren wir eigentlich schon abgestiegen. Doch der BVB hatte wohl Gott sei Dank das Champions-League-Endspiel gegen die Bayern im Wembley-Stadion eine Woche später im Kopf. Zum Glück ist das gut für uns ausgegangen, sonst könnten wir heute nicht über zehn Jahre Bundesliga bei der TSG Hoffenheim sprechen."

Sejad Salihovic hat einen Ehrenplatz verdient

Haben Sie einen Spieler, der Ihnen in den zehn Jahren besonders ans Herz gewachsen ist?
Dietmar Hopp: "Spontan denke ich da an Sejad Salihovic. Nicht nur weil er die beiden entscheidenden Tore damals bei der Rettung in Dortmund geschossen hat. Er ist ein unheimlich sympathischer Mensch, der ein schussgewaltiger Spieler war und spektakuläre Freistoßtore schießen konnte. Er war und ist immer noch ein Liebling der TSG-Fans. Das hat man gesehen, als er vor ein paar Wochen mit dem HSV gegen uns gespielt hat. Er wurde bei seiner Einwechslung von unseren Anhängern gefeiert und nicht ausgepfiffen, wie das bei anderen Klubs möglicherweise üblich ist. Er hat sich bei uns einen Ehrenplatz verdient."

Financial Fairplay ist Gesetz

Wenn Sie den Blick nach vorne richten sollen - was passiert in den nächsten zehn Jahren bei der TSG Hoffenheim?
Dietmar Hopp: "Ich bin zuversichtlich, dass wir weiterhin in der Bundesliga eine gute Rolle spielen, wenn wir den Kurs, den wir eingeschlagen haben, auch so beibehalten. Financial Fairplay ist bei uns Gesetz – die TSG muss sich selbst finanzieren können. Wir können keine Risiken eingehen, die uns in eine finanzielle Abhängigkeit führen. Wir werden weiterhin mit Augenmaß wirtschaften."

SAP ist als Sponsor ein Wegbegleiter von Beginn an

Welche Rolle spielte in diesem Zusammenhang die SAP für die TSG Hoffenheim?
Dietmar Hopp: "Ich bin mit der SAP eng verbunden, da ich bekanntermaßen ein Mitbegründer dieses Unternehmens gewesen bin. SAP hat die TSG Hoffenheim von Beginn an begleitet – zunächst mit kleineren Spenden für die Jugendarbeit. Mit dem Aufstieg in die Bundesliga ist die SAP als Sponsor eingestiegen und zwar als Sponsor für eine strategische Zusammenarbeit. Vor circa vier Jahren ist die SAP Hauptsponsor bei der TSG geworden. Jedoch ein Hauptsponsor, der keine überdimensionierten Beträge bezahlt und schon gar nicht mit den Eignern VW in Wolfsburg oder Bayer in Leverkusen zu vergleichen ist, die ganz andere Beträge in die jeweiligen Klubs investieren."

Fotos: Kraichgaufoto
Quelle: achtzehn99.de

Hoffenheiemr Fankurve in der Rhein-Neckar-Arena, Die Fans der Region bekennen sich zur TSG, und Sejad Salihovic (re.) wird von Präsident Peter Hofmann am 15.03.2014 verabschiedet

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