Ein Spiegelbild der gesamten Saison

TSG unterliegt beim Saisonfinale 2:4 in Mainz und rutscht auf Platz 9

Die TSG Hoffenheim hat die Qualifikation zur Europa League am letzten Bundesliga-Spieltag nach einer 2:4-Niederlage beim FSV Mainz 05 verpasst. Der Traum, zum dritten Mal in Folge international vertreten zu sein, hat sich nicht erfüllt. Die Enttäuschung bei den Blau-Weißen war nach dem Abpfiff in der Mainzer Arena groß. Die Kraichgauer haben somit ihr Saisonziel verfehlt und beenden die Saison nach dem Abschiedsspiel von Trainer Julian Nagelsmann nur mit Platz neun.

TSG beginnt stark und geht 2:0 in Führung

Dabei begann es vielversprechend: Die TSG ist in der ersten halben Stunde das klar bessere Team, wirkte engagierter, lauffreudiger und hatte gute Offensivaktionen. Nach der Führung durch Belfodil (12.) erhöhte Kramaric mit einem Freistoßtor gar auf 2:0 (34.). Mainz hatte bei der offensiven Herangehensweise der Gäste durch Mateta , Kunde und Latza durchaus auch gute Tormöglichkeiten, die sie aber ungenutzt ließen.

Die Hoffenheimer Spieler feiern mit ihrem Trainer die 1:0-Führung durch Belfodil

Platzverweis sorgt für die Wende

Da die Frankfurter zu diesem Zeitpunkt in München bereits in Rückstand lagen, schien Platz 7, der zur Europa League-Quali berechtigt, zum Greifen nah. Kurz vor der Pause eine wohl mit spielentscheidende Szene, als Hoffenheims 19-jähriges Talent Baumgartner bei seinem Startelf-Debüt bereits gelbbelastet nach einem unnötigen Foul an FSV-Keeper Zentner mit Gelb-Rot vom Platz flog (41.). Trainer Nagelsmann zum Platzverweis: „Es war eine total dämliche gelb-rote Karte. Beide Aktionen dürfen Christoph Baumgartner einfach nicht passieren. Er ist ein toller Spieler mit großartiger Zukunft. Es ist dann vielleicht auch gut, wenn er mal diesen Dämpfer in der Karriere hat.“

Mainz spielt in der zweiten Hälfte wie entfesselt

Die Hoffenheimer waren danach nicht mehr in der Lage, die Führung in Unterzahl gegen immer stärker werdende Mainzer zu verteidigen und kassierten in der zweiten Hälfte noch vier Gegentreffer. Brosinki per Foulelfmeter (66.), Boetius, dem ein Treffer per Videobeweis aufgrund eines Handspiels nicht anerkannt wurde (75.), mit einem Doppelpack (83. und 90.) und Mateta (90.+3) sorgten für den Umschwung in einer berauschenden Mainzer-Fußballgala in Hälfte 2. Da die Gäste nach dem 2:2-Ausgleich in der Defensive komplett aufmachen mussten, um noch in die internationalen Ränge zu rutschen, spielte es den Nullfünfern voll in die Karten, die ihre Konter eiskalt ausspielten.

„Bei dem großem Druck hätten wir anders verteidigen müssen“

TSG-Keeper Baumann eine halbe Stunde nach Abpfiff in der Mixed-Zone: „Wir haben gekämpft, um das 2:0 zu halten, aber irgendwann war der Druck zu groß. Es hat ein Mann gefehlt, man muss anders verteidigen, den Gegner anders anlaufen.“

Hoffenheims Spieler und Fans nach dem Saison-Abpfiff in Mainz

Hoffenheim hat Probleme eine Führung zu verteidigen

Zum wiederholten Mal haben die Hoffenheimer eine Führung verspielt. Unbeständigkeit und fehlende clevere Herangehensweise nach einer Führung kosteten in den zurückliegenden 34 Saisonspielen bereits 29 Punkte und damit auch einen Europa-League-Startplatz. Dies haben inzwischen auch die Gegner festgestellt, was die Rheinhessen beim Saisonfinale eindrucksvoll demonstrierten.

„Müssen uns an die eigene Nase fassen“

Schulz, der letztmals im TSG-Dress auflief: "Das Spiel ist ein Spiegelbild der Saison. Wir haben es nicht geschafft, die Führung am Ende zu verteidigen. Es darf  keine Ausrede, dass wir in Unterzahl waren. Klar ist das ärgerlich, aber kein Grund, warum wir das Spiel verloren haben. Ich glaube, dass wir auch mit einem Mann weniger am Ende besser verteidigen müssen. Das Ende der ersten Hälfte war bereits nicht mehr so gut. Wir müssen uns an unsere eigene Nase packen." Auch Nachfrage von bwa-sport.de, wann der Wechsel des gebürtigen Berliners Schulz nach Dortmund offiziell bekanntgegeben wird, sagte der Nationalspieler: „Warten wir mal noch 1-2 Tage ab, dann weiß man mehr.“

„Uns fehlte oft das Spielglück“

Ein enttäuschter Nagelsmann nach dem Abpfiff: „Es ist leider viel gegen uns gelaufen, viel Glück hatten wir diese Saison nicht. Das Spiel war ein Spiegelbild der ganzen Saison. Wir haben wie meist gut angefangen, viele super Aktionen herausgespielt, den Gegner im Griff gehabt, dann aber kam mangelnde Cleverness dazu wie oft in der Hinrunde. Zu fahrlässig sind wir in dieser Saison mit vielen Situationen umgegangen, hatten oft die Gegner im Griff und sind am Ende Neunter. Das haben wir anders geplant und uns anders gewünscht.“

„Für den neuen Trainer ist es eine bessere Situation“

In der enttäuschenden Situation fand der nach Leipzig wechselnde Fußballlehrer aber auch etwas Gutes: „Aber für den neuen Trainer ist es grundsätzlich eine bessere Situation, als wenn wir Siebter geworden wären und die Mannschaft durch Europa hätte tingeln müssen. Nun hat Alfred Schreuder die Chance wieder etwas Großartiges aufzubauen. Das wünsche ich dem Klub und Alfred viel Erfolg, dass er in Ruhe arbeiten kann. Es ist auch nicht schlecht, wenn man wieder bißchen Hunger bekommt auf viele Situationen.“

Die Europapokal-Teilnahme wurde nicht in Mainz verspielt

Fakt ist: Die Kraichgauer haben die Europa League nicht in Mainz verloren. Da gab es genügend andere Spiele, in denen sie sich trotz großer Überlegenheit sich am Ende um den verdienten Lohn brachten. Beste Beispiele waren die beiden Partien gegen Mönchengladbach. Nagelsmann zu den vier letzten Partien, aus denen sein Team nur einen Zähler holte und letztendlich dadurch die internationale Teilnahme verpasste: "Wenn wir gegen Wolfsburg den Elfmeter rein machen schießen wir sie aus dem Stadion, gegen Gladbach haben wir unfassbar viele klare, hochkarätige Chancen vergeben, gegen Bremen ähnlich, da hätten wir zwingend gewinnen müssen und heute gegen Mainz haben wir es nicht geschafft eine 2:0-Führung über die Zeit zu bringen. Wir haben in den letzten vier Wochen sehr viel verspielt, hätten aber die zwölf Punkte auch ganz leicht in der Hinrunde holen können. Wir haben zu viele Situationen einfach verstreichen lassen, und ziemlich immer ans Limit gekommen."

TSG-Fans feiern Mannschaft und Trainer zum Abschied

Überraschend positive und tolle Geste der TSG-Fans, die trotz der Enttäuschung über den verpassten Europapokalplatz die Mannschaft lange nach dem Abpfiff mit Sprechchören feierten. Die Spieler nahmen dies gerührt entgegen und verabschiedeten sich von den 3.000 mitgereisten Hoffe-Fans in den nun bevorstehenden Sommerurlaub. Nagelsmann überraschte diese Reaktion: "Die Fans waren großartig, mit wahnsinnig tollem Support, sehr nett und freundlich. Sie haben realisiert, dass wir alles gegeben haben, es aber  offensichtlich trotz tollem Fußball zu nicht mehr gereicht hat diesem Jahr."

Fotos: BWA

Gelungene Choreografie im TSG-Gästeblock vor dem Anpfiff, Weniger schön, das Abbrennen von Pyrotechnik im Gästeblock, Mainzer-Fan-Choreografie, und Endergebnis

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