Die erste Meisterschaft war eine ganz besondere

Rückblick auf den ersten Aufstieg des SV Rohrbach/S. in der Saison 1989/90

In Zeiten, wo der Amateurspielbetrieb auch beim SV Rohrbach/S. zu Coronazeiten ruhen muss, blickt bwa-sport.de etwas auf die Geschichte des Sinsheimer Kreisligisten zurück. Nach dem Rückblick auf den ersten Kreispokalsieg im denkwürdigen Finale gegen die TSG Hoffenheim im Mai 1992 soll heute die erste Meisterschaft und der damit verbundene erstmalige Aufstieg der 1. Mannschaft des SVR in die Kreisliga A im Mittelpunkt stehen. In der Ausgabe Nr. 32 der Rohrbacher Vereinszeitung SV-Magazin vom 2. Juni 1990 stand zu lesen, dass „der erste Aufstieg in der 63-jährigen Vereinsgeschichte sowohl im sportlichen, als auch in wirtschaftlichen und finanziellen Bereich sehr wichtig war“. Weiter hieß es, dass es „ein Aufstieg mit einer Mannschaft war, die im Kern in der eigenen Jugendabteilung geboren wurde, und die immer an ihren Erfolg glaubte und mit Jürgen Habich einen Trainer hatte, der die Mannschaft zu einem Spitzenteam formte“.

Ausgelassene Freude und Begeisterung bei der Traktorfahrt des Meisterteams durch Rohrbach/S.

Kopf an Kopf-Rennen mit dem SV Sinsheim III

Rückblickend war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem SV Sinsheim III, welches sich über die gesamte Saison hinaus inclusive zwei erforderliche Entscheidungsspiele erstreckte. Nachdem sich der FC Zuzenhausen im damaligen Entscheidungsspiel um die Landesligazugehörigkeit gegen den VfB Wiesloch durchgesetzt hatte, stand bereits am Himmelfahrtstag der Rohrbacher Aufstieg fest. An diesem Tag knallten bereits die ersten Sektkorken. Es ging danach nur noch darum, ob Rohrbach als Meister oder Zweiter in die Kreisliga A aufsteigt. Nach einem 3:2-Auswärtssieg beim Tabellendritten VfB Eppingen II am letzten Spieltag, belegte der SVR mit 52:12 Punkten und 87:31 Toren Platz 1, gefolgt von der punktgleichen Türkenmannschaft des SV Sinsheim III. Die erfolgreichsten Rohrbacher Torschützen waren Holger Frank (32 Treffer), Jürgen Bauer (15), Silvio Neitzner (13), Jürgen Karolus (11) und Jürgen Habich (5). Die meisten Spieleinsätze hatten Timo Dippel, Holger Frank und Ralf Olbert (jeweils 31), Jürgen Habich (30) sowie Jürgen Bauer (29).

Tabellenführung gab man nicht mehr aus den Händen

Die Habich-Truppe, die mit der Zielsetzung „Meisterschaft“ in die Saison gestartet war, kam zunächst schwer in die Gänge und belegte nach nur zwei Siegen nach fünf Spieltagen Platz 10. Nach einem Zwischenspurt mit fünf Siegen in Folge und 23:5 Toren folgte der erstmalige Sprung an die Tabellenspitze. Auf der Pole-Position hielt man sich bis zum 19. Spieltag, ehe eine 0:1-Niederlage im Spitzenspiel beim SV Sinsheim III und einer ausgetragenen Partie weniger, den Nachbarn kurzzeitig an sich vorbeiziehen lassen musste. Doch mit einem fulminanten Saisonendspurt mit 12 Siegen aus 13 Spielen ließ man nichts mehr anbrennen und gab die Tabellenführung nicht mehr ab.

Das offizielle Meisterschaftsfoto 1989/90 mit Spielern der 1. und 2. Mannschaft, Betreuern und Vorstandsmitgliedern: Hinten von links: Rudi Achzet (stellvertr. Kreisvors.), Klaus Straschil (Betr.), Jürgen Bauer (Schriftführer), Reinhard Zschech (SpA), Klaus Rottmann, Helmut Kister (SpAV), Rainer Elsässer, Jürgen Habich (Trainer), Andreas Hilscher, Jürgen Geiser, Dirk Januschke, Thorsten Lechtenbörger, Mirko Stolac, Jürgen Karolus, Martin Bayer, Thomas Irro, Thomas Schreckenberger, Mark Allgeier, Dirk Wittig, Harry Diesel, Bruno Czink (3. Vors.), Markus Hönig, Georg Beetz (SpA), Gerd Reidinger, Adolf Mayer (Kassier), Karl-Heinz Kissel, Helmut Allgeier (1. Vors.), Joachim Wetzel Vorne von links: Jürgen Klingmann, Sabine Albig, Reinhold Lauck, Detlef Laber, Timo Dippel, Ralf Olbert, Silvio Neitzner, Holger Frank, Jochen Elsässer, Oliver Albig, Alex Allgeier (Betr.)

Pokalschreck scheiterte erst im Halbfinale am VfB Eppingen

Auch im Pokalwettbewerb überraschte die junge Rohrbacher Mannschaft in dieser Saison. Nach Siegen über die um zwei Klassen höher spielenden TSV Reichartshausen und TSV Steinsfurt sowie über A-Ligist FC Rohrbach a. G. traf man im Halbfinale auf den Verbandsliga-Tabellenführer VfB Eppingen. Bis zur 69. Minute hielt man gegen den um vier Klassen höherspielenden Top-Favoriten stand, ehe man in Rückstand geriet. In einer packenden Schlussphase unterlag man schließlich mit 1:3. „SV Rohrbach mit bewundernswerter Leistung", stand als Überschrift beim damaligen Spielbericht in der RNZ über dieses denkwürdige Halbfinalspiel zu lesen. Dem bis dahin größten Erfolg im Kreispokal sollten sich noch weitere in den Folgejahren anreihen.

Ganz Rohrbach feierte mit

Der erste Aufstieg in die Kreisliga A wurde ausgiebig und euphorisch gefeiert. Unter dem Titel „Ganz Rohrbach feierte mit“ ging es nach dem 32. Spieltag hoch her. Nach der ersten spontanen Feier im Eppinger Clubhaus ging es mit einem 50-Personenbus zurück nach Rohrbach, wo am Ortseingang die bereits zahlreich versammelten Fans die La´Ola-Welle anstimmten. Blau-weiße Fahnen wurden geschwenkt, Fanlieder gesungen. Vor der Verwaltungsstelle ehrte der Ortschaftsrat die Mannschaft mit einem Meisterpokal, die Bläservereinigung Sinsheim sorgte für den musikalischen Rahmen, ehe es mit geschmücktem Traktor und Anhänger quer durch Rohrbach ging. Endstation war dann am Clubhaus, wo auf dem Parkplatz im vereinseigenen Zelt unter den musikalischen Klängen der Band Boleros und der Bläservereinigung ausgiebig bis in die Morgenstunden gefeiert und getanzt wurde. „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ war dabei das am meisten gesungene Lied.

Unnötige Entscheidungsspiele

Durch die bessere Tordifferenz wäre der SV Rohrbach/S. in jedem anderen Sportkreis direkt aufgestiegen. Im Fußballkreis Sinsheim jedoch, war diese Regelung – sehr zum Leidwesen der Rohrbacher Fußballer – damals eine andere. Die Saison musste noch in die (ungeliebte) Verlängerung und erst nach zwei Entscheidungsspielen in Waldangelloch gegen Sinsheim III (2:2 und 1:0) stand der Meistertitel endgültig fest. Die Mannschaft feierte diesen Erfolg anschließend mit einem unvergesslichen einwöchigen Meisterschaftsurlaub an der spanischen Costa Brava in Lloret de Mar. Die Feierlichkeiten beim SV Rohrbach/S. gingen im Juli 1990 ungebrochen weiter.

1990 war wohl das Ereignisreichste in der Vereinshistorie

Es folgte die Clubhauseinweihung mit mehrtägigem Programm sowie dem Höhepunkt, dem Freundschaftsspiel gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach, das (knapp) mit 1:16 verloren ging. Auch über 30 Jahre später erinnern sich die älteren Mitglieder und Fans des SV Rohrbach/S. noch gerne an diese äußerst erfolgreiche und zugleich außergewöhnlich schöne Zeit, bei der das Vereinsleben ganz besonders im Mittelpunkt stand.

Fotos: BWA

Torjäger Holger Frank (Nr. 9) beim Kopfball, Jürgen Bauer bei der Ausführung eines Elfmeters, Feucht-fröhliche Feier nach dem Sieg in Eppingen im VfB-Clubhaus, Begeisterung im Bus auf der Rückfahrt von Eppingen nach dem letzten Saisonspiel, Jochen Elsässer (li.) und Timo Dippel beim traditionellen Karusellfahren nach einem Kerwesieg, Das Erfolgsduo: Trainer Jürgen Habich (li.) und Spielausschußvors. Helmut Kister, Jugendliche SV-Fans beim Saisonfinale in Eppingen, und Die SV-Fans beim Empfang vor der Rohrbacher Gemeindeverwaltung

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