„Wir bekommen seit Wochen immer wieder auf die Fresse“

Für SVS-Trainer Kocak war das KSC-Spiel eine Art Initialzündung

Der SV Sandhausen feierte am 30. Zweitliga-Spieltag mit einem 4:0-Heimsieg über den Karlsruher SC drei wichtige Punkte in Richtung Klassenerhalt. Vor dem schweren Auswärtsspiel am Freitagabend beim Aufstiegsaspiranten 1. FC Union Berlin äußerte sich SVS-Trainer Kenan Kocak gegenüber bwa-sport.de über die momentane Situation beim SVS.

Herr Kocak, ihr Stürmer Richard Sukuta-Pasu wurde nach seinen beiden Treffern und einer Torvorlage beim 4:0-Sieg über den KSC als Held gefeiert. Überraschte Sie seine Leistungsexplosion?
Kenan Kocak:
Bislang hat Andrew Wooten seine Sache im Sturmzentrum sehr gut gemacht. Dadurch kam Richard immer wieder nur zu sporadischen Einsätzen. Als dann Wooten verletzt war und er  seine Chance bekommen hätte, war auch er verletzt. Zuletzt hat sich Richie wieder sehr gut herangearbeitet und gut entwickelt.

„Richie muss zeigen, dass er den nächsten Schritt gehen will“

Nachdem Wooten womöglich bis zum Saisonende ausfallen wird, ruhen die Hoffnungen nun völlig auf Sukuta-Pasu in vorderster Front.
Kocak:
Wooten habe ich das letzte Mal gegen Greuther Fürth gesehen, er wird verletzungsbedingt nicht so schnell wieder dabei sein können. Wichtig ist, dass Sukuta-Pasu jetzt weiter an sich arbeitet, nicht nachlässt und sich auf dem KSC-Spiel ausruht. Er muss zeigen, dass er den nächsten Schritt gehen will. Er darf nicht erhobenen Hauptes durch Heidelberg spazieren, damit wir ihn anschließend wieder herunterholen müssen (lacht).

Kann der SVS am Freitagabend auch in Berlin Torerfolge bejubeln?

Ständige Personalveränderungen

Wo sehen Sie seine sportlichen Qualitäten?
Kocak:
Er ist robust, kann die Bälle festmachen. Seine Geschwindigkeit darf man auch nicht unterschätzen. Richie hat ungemeine Kraft und Dynamik sowie eine gute Mentalität - er ist ein guter Junge. Wir müssen nur noch seine Leistungsschwankungen in den Griff bekommen, damit eine Konstanz von Spiel zu Spiel entsteht.

Personell müssen Sie Woche für Woche umstellen. Eine nervige Angelegenheit!
Kocak:
In der Tat. Nachdem wir gegen Karlsruhe einige Ausfälle durch Sperren und Verletzungen zu verzeichnen hatten, müssen wir am Freitagabend bei Union Berlin wieder auf Stammkräfte aufgrund Gelbsperren verzichten. Das Fehlen von Philipp Klingmann aufgrund seiner zehnten-  und Denis Linsmayer wegen seiner fünften- gelben Karte sind ein weiterer Schlag an die Mannschaft. Wir bekommen seit Wochen immer wieder auf die Fresse durch Verletzte, Gesperrte, unglückliche Spielverläufe und strittige Schiedsrichterentscheidungen. Doch die Jungs stecken das sehr gut weg.

Kenan Kocak bringt seinen Stürmer Richard Sukuta-Pasu ins Spiel

Derbysieg brachte viel Selbstvertrauen für Union-Spiel

Durch den Derbysieg ist viel Last abgefallen.
Kocak:
Ganz klar. Natürlich war das hochverdiente 4:0 gegen den KSC sehr gut fürs Selbstvertrauen gewesen. Dadurch können wir schon etwas erleichtert nach Berlin reisen.

Die spannende Situation im Abstiegskampf ist außergewöhnlich und wird sich noch bis zum letzten Spieltag hinziehen.
Kocak:
So eine enge Situation hatte ich schon in meinem zweiten Jahr beim SV Waldhof Mannheim erlebt, wo wir einen totalen Umbruch hatten. Das kann schon nervig und anstrengend sein.

Was fehlte, waren die Siege

Die Serie von zehn sieglosen Spielen war auch für die Mannschaft eine große Last.
Kocak:
Klar, die Jungs bekommen ja auch die Schlagzeilen von zehn sieglosen Spielen ständig vor Augen gehalten. Wenn man von zehn Partien fünf nicht gewinnt, sind 50 % für Sandhäuser Verhältnisse eigentlich nicht schlecht. Problematisch war nur, dass bei den zehn Spielen keine Siege dabei waren.

"Spielen seit Wochen mit dem gleichen Stamm"

Personell war es zuletzt ziemlich eng.
Kocak:
Man darf nicht vergessen, dass wir in Sandhausen nicht über einen so breiten, ausgeglichenen Spielerkader wie Union Berlin oder andere Mannschaften, die im oberen Tabellenbereich stehen, verfügen. Wir können nicht so einfach mal  fünf Spieler problemlos austauschen. Im Gegenteil, wir spielen Woche für Woche mit dem gleichen Stamm und das geht irgendwann mal auch an die eigene Substanz. Deshalb war es für unsere Mannschaft zuletzt nicht immer einfach.

"KSC-Spiel war eine Art Initialzündung für uns"

Zur 40-Punkte-Marke für den Klassenerhalt fehlen noch zwei. Trotz des schweren Restprogramms gegen Berlin, Nürnberg, Würzburg und Hannover müsste dies doch zu schaffen sein.
Kocak:
Wir haben 38 Punkte und ein gutes Torverhältnis, damit fahren wir nach Berlin, wo wir auch nicht chancenlos sind. Mein Blick zielt immer nur Schritt für Schritt in Richtung nächster Aufgabe, die uns am Freitag nach Berlin führt. Klar ist aber auch, dass das KSC-Spiel eine Art Initialzündung für uns gewesen sein kann.

Fotos: BWA und Kraichgausport

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