„Lebe gerade meinen Jugendtraum“

Nach Anlaufschwierigkeiten ist Hübner ein fester Bestandteil der TSG-Hintermannschaft

Mit vier Jahren begann Benjamin Hübner beim SV Wehen, wo auch Vater und Bruder aktiv waren, mit dem Fußball spielen. 19 Jahre spielte der gebürtige Wiesbadener für die Hessen, ehe er 2012 zum Zweitligisten VfR Aalen wechselte. Zwei Jahre später zog es ihn weiter zum Ligakonkurrenten FC Ingolstadt, mit dem er in der Saison 2014/15 in die Bundesliga aufstieg. Nach 61 Pflichtspieleinsätzen für die Schanzer wechselte der 27-jährige im vergangenen Sommer zur TSG Hoffenheim, wo er nach etwas Anlaufzeit seit dem 6. Spieltag in der Dreierabwehrkette gesetzt ist. TSG-Trainer Julian Nagelsmann bewertet Hübner als extrem aggressiven Verteidiger mit vielen Balleroberungen, der auch richtig dazwischenhauen kann und unglaublich kopfballstark ist. Im Interview mit bwa-sport.de äußert sich der Sohn des Frankfurter Sportdirektors Bruno Hübner vor dem Heimspiel der TSG Hoffenheim gegen Eintracht Fankfurt am Sonntag:

Herr Hübner, Hand aufs Herz, hätten Sie sich so eine erfolgreiche erste Saison nach Ihrem Wechsel von Ingolstadt nach Hoffenheim erträumt?
Benjamin Hübner: Dass wir solch eine erfolgreiche Saison spielen würden, davon konnte niemand ausgehen. Ich bin natürlich sehr happy, dass es bisher so gut gelaufen ist.

Hübner verfügt über eine außergewöhnlich gute Sprungkraft, wie hier beim Kopfballduell deutlich zu sehen

"Der Trainer gibt uns den passenden Plan an die Hand"

Die TSG entwickelte sich innerhalb eines Jahres von einem Abstiegskandidaten zu einem Champions League-Aspiranten. Wie kann man diese außergewöhnliche Entwicklung erklären?
Hübner: Wir haben ein richtig gutes Team, angefangen beim Trainerstab, über die Mannschaftskollegen bis hin zum Team hinter dem Team. Wir haben viel Spaß auf und neben dem Platz und uns eine gewisse Konstanz erarbeitet. Der Erfolg hilft dir dabei natürlich. Julian Nagelsmann hat sicherlich einen großen Anteil an unserer aktuellen Form. Er hat viele Ideen, macht ein sehr gutes Training und gibt uns für jedes Spiel einen passenden Plan an die Hand, der die Chance erhöht, erfolgreich zu sein.

"Erwarte gegen Frankfurt eine enge, umkämpfte Partie"

Nachdem Sie gegen Köln aufgrund einer Gelbsperre pausieren mussten, geht es am Sonntag gegen die Frankfurter Eintracht, wo ihr Vater die Funktion des Sportdirektors ausübt. Haben Sie sich schon ausgetauscht, werden Wetten abgeschlossen?
Hübner: Nein, mittlerweile sind diese Spiele auch schon normal. Mein Vater ist die wichtigste Bezugsperson für mich und ich wünsche ihm grundsätzlich immer das Beste. Am Sonntagabend werde ich das aber ausblenden. Wir wollen zu Hause, mit den Fans im Rücken, gewinnen.

Beim 0:0 im Hinspiel in Frankfurt ging es auf dem Spielfeld besonders hitzig zu, die Atmosphäre war ganz schön gereizt. Was erwarten Sie nun vom Rückspiel, indem die Eintracht dringend Punkte für die Europa League-Quali benötigt?
Hübner: Auch das Rückspiel wird sicherlich eine enge und umkämpfte Partie, die Frankfurter werden alles reinwerfen. Wir wollen ein gutes Spiel abliefern und die drei Punkte natürlich Hause zu behalten.

Bei Standards sorgt Hübner aufgrund seiner Kopfballstärke immer wieder für Torgefahr

"Ich war anfangs zu verbissen, wollte zu viel"

Mit Niklas Süle und Kevin Vogt bilden Sie eine eingespielte und schwer überwindbare  Dreierabwehrkette, was die drittwenigsten Gegentreffer aller 18 Erstligisten belegt.
Hübner: Das stimmt, wir ergänzen uns ganz gut. Von Spiel zu Spiel haben wir uns besser verstanden, es lief immer besser. Das Vertrauen ineinander wächst und man entwickelt ein besseres Verständnis füreinander. Ich denke, die Umsetzung klappt bisher ganz gut.

Nach Ihrem Wechsel im Sommer gab es Anlaufschwierigkeiten. Sie fanden sich zunächst ohne Einsatzzeiten auf der Reservebank. Was war letztendlich der Knackpunk, der Sie zum Stammspieler werden ließ?
Hübner: In Ingolstadt bekam die Chance, seitdem habe ich immer gespielt. Zu Beginn war das natürlich nicht leicht. Nach meinem Wechsel zur TSG wollte ich allen zeigen, was ich kann und gleich voll durchstarten. Das hat nicht funktioniert. Ich war zu verbissen, wollte zu viel. Irgendwann konnte ich das aber ablegen und jetzt könnte es nicht besser laufen. Ich bin endgültig in Hoffenheim angekommen.

"Ingolstadt wird die nötigen Punkte zum Klassenerhalt holen"

Ihr ehemaliger Verein Ingolstadt kämpft noch um den Klassenerhalt. Gibt es noch Kontakte zum FC?
Hübner: Ich habe noch mit vielen Spielern regelmäßig Kontakt. Wir sind zusammen aufgestiegen, das schweißt zusammen. Ich kenne die Jungs sehr gut. Sie haben einen super Teamgeist und sind mental sehr stark. Ich hoffe und bin überzeugt, dass Ingolstadt noch die nötigen Punkte holen wird und so die Klasse hält.“

Entscheidungsspiel in Dortmund noch nicht im Fokus

Am 6. Mai kommt es in Dortmund zum womöglich alles entscheidenden Spiel um Platz drei. Wird am drittletzten Spieltag die Direktqualifikation für die Champions League entschieden?
Hübner: Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Wir bleiben unserem Weg treu und schauen weiterhin von Spiel zu Spiel, damit sind wir bisher sehr gut gefahren. Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf das Spiel zu Hause gegen Frankfurt, dann können wir uns Gedanken über den nächsten Spieltag machen.

Der Bekanntheitsgrad des kleinsten Bundesligaorts wird sich durch die bereits gesicherte Europa League-Teilnahme weiter steigern. Auch für Sie sind es die ersten internationalen Einsätze. Wie sehr freut man sich schon darauf?
Hübner: Wir würden uns natürlich tierisch über eine mögliche erste europäische Teilnahme der TSG und die damit verbundene erfolgreichste Saison der Klubgeschichte freuen. ABER: Unser Restprogramm ist sehr anspruchsvoll, wir bleiben demütig und konzentriert.

Die Unterstützung des Publikums hilft jeder Mannschaft

Der Zuschauerzuspruch und die Stimmung haben zuletzt bei den Heimspielen deutlich zugenommen. Der Funke scheint nun endlich übergesprungen zu sein.
Hübner: Wir freuen uns natürlich über diejenigen, die uns in jedem Heimspiel die Daumen drücken und anfeuern. Jeder Mannschaft hilft es, die Unterstützung des Publikums zu spüren.

Mit der Mannschaft das Maximale herausholen

Was sind Ihre persönlichen Wünsche sowohl in privater als auch sportlicher Sicht?
Hübner: Ich liebe es, Fußball zu spielen und lebe gerade meinen Jugendtraum. Es ist also schon ein sehr großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Darüber hinaus wünsche ich mir natürlich, die Saison mit der Mannschaft so positiv wie möglich zu Ende bringen und das Maximale rauszuholen. Ansonsten möchte ich gesund bleiben.

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Hübner-8, Hübner-7, Hübner-5, Hübner-3, Hübner-4, Hübner-9, und HP-Benjamin Hübner

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